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Mit einer Nelke im Gewehr PDF Drucken
Thomas Schmid - DIE ZEIT 15.04.2004 Nr.17
Vor 30 Jahren stürzte die Armee in Portugal eine der ältesten Diktaturen des Westens. Es war der Auftakt zu einer neuen Ära, die ganz Europa die Freiheit brachte

Das Signal zum Aufstand gibt ein leises Liebeslied. „Ich wollte wissen, wer ich bin, was ich hier tu, wer mich verlassen hat, wen ich vergessen habe“, singt Paulo de Carvalho am 24. April 1974 nachts um 22.50 Uhr in einem portugiesischen Rundfunksender, „du kamst in Blumen gekleidet, ich habe dich entblättert, du gabst dich der Liebe hin, ich gab dir nichts…“ Es ist das Zeichen für den Beginn der militärischen Operationen. Doch nicht Carvalhos Lied E depois do adeus (Nach dem Abschied) geht in die Annalen ein, sondern Grândola vila morena (Grândola, braune Stadt), der populäre Song von Zeca Afonso über das Landstädtchen hundert Kilometer südlich von Lissabon, wo die lehmigen Straßen so braun sind wie die sonnengegerbten Gesichter der Landarbeiter.
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Alexander von Humboldt PDF Drucken
Von Thomas Schmid - GEO - 2004

Im hohen Alter drohte er in der Flut eingehender Postsendungen zu ertrinken. Wissenschaftler schickten ihre Traktate, Studenten ersuchten um Empfehlungsschreiben, Abenteurer fragten nach Reisetipps. Die meisten Absender aber waren einfache Bürger, die den Allwissenden um Rat baten.
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Der andere 11. September PDF Drucken
Thomas Schmid - DIE ZEIT 11.09.2003 Nr.38
Vor 30 Jahren bereitete Chiles Militär Salvador Allendes Traum vom demokratischen Sozialismus ein brutales Ende. Die Chronik eines Schreckenstages

Die Zeitzeugen sind sich einig: Es war die größte Demonstration, die Chile bis dato erlebt hatte. Vorsichtigen Schätzungen zufolge marschierten 700.000 Personen über die Alameda, den Prachtboulevard von Santiago, der Hauptstadt des Landes. Und immer wieder sangen sie ein Lied der populären Band Quilapayún, das mit dem Refrain endet: „El pueblo unido jamás será vencido!“ – Das geeinte Volk wird niemals besiegt! Das war am 4. September 1973, eine Woche bevor die Bomben fielen.
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Der Sturm auf die Moncada PDF Drucken

Thomas Schmid, DIE TAGESZEITUNG, 26.07.2003


Am 26. Juli 1953 fiel der Startschuss zur kubanischen Revolution: Castro wollte die Moncada-Kaserne von Santiago stürmen. 19 Soldaten starben beim gescheiterten Versuch, den der Revolutionsführer mit weniger als zwei Jahren Gefängnis büßte. Fünfzig Jahre später: Anfang April wurden auf Kuba 72 Dissidenten zum Teil zu über zwanzig Jahren Haft verurteilt. Sie hatten nur mit der Feder gekämpft. Ebenfalls im April wurden drei junge Männer füsiliert. Sie waren beim Versuch gescheitert, ein Schiff zu entführen.


Karneval in Kuba. In Santiago, der zweitgrößten Stadt der Insel, wo die Bevölkerung vorwiegend von schwarzer Hautfarbe ist, wurde wie immer am ausgiebigsten gefeiert. Salsa, Rumba, Cha-Cha-Cha. Man tanzte und lachte, und der Rum floss in Strömen.

Auch in einem verlassenen Bauernhaus der nahen Küstenstadt Siboney ging es hoch her. Zwei Frauen bügelten Berge gelber, selbst geschneiderter Armeeuniformen. Männer schleppten Karabiner, Jagdflinten und Revolver herbei, die in Ziehbrunnen und unter den Dielen versteckt gelegen hatten.

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Der Palast des Briefträgers PDF Drucken
Thomas Schmid - Berliner Zeitung - 28.06.2003
In Südfrankreich wurde ein Traum zur Wirklichkeit

Ferdinand Cheval war ein stiller Mensch. Jeden Tag sah man ihn zum Bahnhof gehen, wo er im Bistro seinen Kaffee zu sich nahm. Allein. Er liebte die Einsamkeit. Er war eben ein Eigenbrötler. Vielleicht war sein Beruf schuld daran. Täglich stapfte Cheval 32 Kilometer zu Fuß durch Wiesen und Wälder. Bei jedem Wetter. Denn er war Briefträger auf dem Land. Aber als er dann begann, am Abend Steine im Garten vor seinem Haus abzuladen, wunderten sich die Nachbarn schon. Und als der Steinhaufen immer größer wurde, dachten sie, jetzt sei der Mann wohl übergeschnappt."Was wollen Sie denn damit anstellen?", fragten sie ihn. "Ich will einen Palast bauen", erwiderte er. Schon bald hieß es im Dorf, der Pöstler habe wohl einen Vogel.
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Eine gerechte Sache PDF Drucken
Thomas Schmid - DIE ZEIT 03.04.2003 Nr.15
1989 ließ US-Präsident George Bush 24000 Soldaten in Panama einmarschieren, um den Schurken Nr. 1 zu fassen: General Manuel Noriega

Kurz vor Mitternacht schrecken Schüsse die Gäste des noblen Marriott-Hotels auf. US-Marineinfanteristen stürmen den kleinen Flughafen Paitilla am Rand der Innenstadt und zerstören ein Flugzeug: den Privatjet des Generals Manuel Antonio Noriega – Panamas Armeechef, der eigentliche starke Mann im Land, darf auf keinen Fall entwischen. Es kommt zu einem Scharmützel. Vier US-Soldaten werden von der Flughafenwache erschossen. Es sind die ersten Toten dieses seltsamen Krieges.
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Die Stadt an der Grenze PDF Drucken
Von Thomas Schmid - Neue Zürcher Zeitung 22.2.03
Vor hundert Jahren trat Kuba ein Stück Land an die USA ab. Seither lebt Guantánamo im Schatten der Marinebasis

Die Stadt hat bessere Zeiten gekannt. Von den stuckverzierten Palästen blättert die Farbe. Vielerorts bröckelt auch der Putz. Das hässliche Grau des Mauerwerks rückt unerbittlich gegen die sanften grünen und blauen Pastelltöne der Fassaden vor. Die prächtigen Arkaden, die vom Reichtum der spanischen Kolonialherren künden, werden hier und dort mit Holzbalken abgestützt. Verfall, wohin man blickt. Wer Gabriel García Márquez‘ „Hundert Jahre Einsamkeit“ verfilmen möchte, fände hier die ideale Kulisse. Hufe klappern über den Asphalt. Der öffentliche Verkehr wird aufgrund des Benzinmangels seit Jahren schon auf Pferdewagen abgewickelt. Amerikanische Strassenkreuzer aus vorrevolutionären Zeiten rumpeln vorbei. Auch ab und zu ein Motorrad mit Seitenwagen. Guantánamo, die Hauptstadt der östlichsten Provinz Kubas, zählt zwar über 200.000 Einwohner, ist aber ein verschlafenes Nest.
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Der Blick in die Welt, Thomas Schmid