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Analyse - Debatte
Der große Sprung PDF Drucken
Thomas Schmid - DIE ZEIT Nr.17 vom 19.04.2007, S.12

Es hätte weit schlimmer kommen können. Die insgesamt knapp zwei Tonnen Sprengstoff, in drei Autos geladen, explodierten nicht auf der belebten Rue Didouche Mourad in Algiers, nicht auf einem quirligen Markt, nicht vor einer vollen Moschee, sondern vor einem Polizeikommissariat, vor einer Kaserne der Gendarmerie und vor dem Regierungspalast. 30 Menschen starben bei den Attentaten in Algier in der vergangenen Woche. Den Terroristen von al-Qaida im islamischen Maghreb ging es offenbar nicht darum, möglichst viele Menschen zu töten. Noch nicht. Das kann sich ändern.
Für die Machthaber Algeriens hingegen hätte es kaum schlimmer kommen können. Während die Armee schon seit zwei Wochen eine größere Gruppe von Terroristen in den Bergen der Kabylei umzingelt halten, schlugen die Islamisten im Herzen der Hauptstadt zu, vor dem weiträumig gesicherten Sitz der Regierung. Dabei schien der Krieg doch zu Ende.
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Chinesische Hilfe beim Völkermord PDF Drucken
Von Thomas Schmid - FACTS 12/2007
200 000 Tote im Sudan. Peking liefert Waffen und politische Dienste zum Genozid. Jetzt gibt es Boykottaufrufe gegen die Olympischen Spiele 2008.

Wie kann man auf die Chinesen politischen Druck ausüben? Was tut ihnen wirklich weh? Mit diesen Fragen plagte sich Bernard-Henri Lévy. Schliesslich kam dem französischen Philosophen die rettende Idee: «Weshalb sollten wir ihnen nicht mit einem Boykott der Olympischen Spiele 2008 drohen, an denen sie offenbar so sehr hängen?» Er wirft der chinesischen Führung vor, Komplizin eines Völkermords zu sein – in Afrika. Nach dem Genozid in Ruanda, dem schnellsten Völkermord in der Geschichte der Menschheit, bei dem 1994 in hundert Tagen 800 000 hingemetzelt wurden, ohne dass jemand eingriff, schworen weltweit Politiker beschämt, so etwas dürfe sich nicht wiederholen. Nie und nimmer.
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»Die Achse des Guten« PDF Drucken
Thomas Schmid - DIE ZEIT 26.01.2006 Nr.5
Lateinamerika wählt links. Die neuen Führer wollen unabhängig von den USA sein

Der Affront war Kalkül. Kurz vor dem Jahreswechsel stattete Evo Morales, gerade zum Präsidenten Boliviens gewählt, seit vergangenen Sonntag nun im Amt, als erstes Fidel Castro einen Besuch ab. Der greise kubanische Diktator hatte ihm ein Flugzeug nach La Paz geschickt. Nächstes Ziel des Bolivianers war Venezuela, wo Präsident Hugo Chávez seine Revolution vorantreibt und sich dabei selbst zum Freiheitshelden, zum neuen Simon Bolivar hochstilisiert. Dann ging die Reise weiter nach Europa, China, Südafrika, Brasilien. Washington, wo sich einst jeder anständige, neu gewählte Präsident Lateinamerikas als Erstes vorstellte, stand nicht auf dem Programm. Für das Weiße Haus werde er zum Albtraum werden, kündigte der ehemalige Lamahirt, Bäcker, Musiker und Kokapflanzer an, der nach dem mexikanischen Präsidenten Benito Juárez (1858 bis 1872) nun das zweite indianische Staatsoberhaupt in der Geschichte Lateinamerikas ist.
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Intervention erwünscht PDF Drucken
Thomas Schmid - DIE ZEIT 19.02.2004 Nr.9
Ohne internationales Eingreifen droht in Haiti eine Katastrophe
Haiti blickt in den Abgrund der Selbstzerfleischung. Um zu verstehen, warum, muss man zehn Jahre zurückblicken.

1994 fand eine Premiere statt: Der UN-Sicherheitsrat bewilligte eine militärische Intervention – mit dem „Ziel, die Demokratie wiederherzustellen“, wie es in der Resolution 940 zu Haiti ausdrücklich heißt. Ein erhabenes Ziel zwar, völkerrechtlich allerdings liefert es keinen hinreichenden Grund, militärisch einzugreifen. Also hielt das höchste Gremium der Welt an seinem Beschluss fest, dass „der Frieden und die Sicherheit in der Region“ gefährdet seien, was nach Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen eine Intervention rechtfertigt. Gefahr für die Region? Der einzige Staat, mit dem Haiti eine gemeinsame Grenze hat, ist die Dominikanische Republik, und die war und fühlte sich nicht bedroht.
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König Wagemut PDF Drucken
Thomas Schmid - DIE ZEIT 16.10.2003 Nr.43
Marokkos Herrscher Mohammed VI. krempelt das gesamte Familienrecht um

Seine Majestät stieß, wie gewohnt, schnell zum Kern der Sache vor. „Wie kann eine Gesellschaft auf Fortschritt und Wohlstand hoffen, wenn die Hälfte von ihr, die Frauen, Opfer von Ungerechtigkeit, Gewalt und Marginalisierung sind, wenn ihr Recht auf Würde und Gleichheit missachtet wird?“ So sprach Mohammed VI., König von Marokko, am vergangenen Freitag zum Parlament und kündigte überraschend eine radikale Reform der Familiengesetzgebung an.
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Im Nebel der Erinnerung PDF Drucken
Thomas Schmid - DIE ZEIT 18.09.2003 Nr.39
Kubas Geheimdienst behauptet, der prominente Dissident Elizardo Sánchez sei sein Spitzel gewesen. Der Beschuldigte leugnet

Seit 27 Jahren informiert Elizardo Sánchez die Weltöffentlichkeit über Menschenrechtsverletzungen in Kuba. Er berichtet über Verhaftungen, Prozesse, politische Gefangene, Hungerstreiks, kurzum über alles, was der Dauerredner Fidel Castro immer verschweigt. Weltweit genießt der Präsident der kubanischen Menschenrechtsorganisation, der achteinhalb Jahre in Gefängnissen verbracht hat und trotzdem im Land geblieben ist, hohe Achtung. Spitzenpolitiker aller Kontinente haben ihm ihre Aufwartung gemacht. Am vergangenen Donnerstag nun schlug das Regime zu.
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Ein Krieg ohne Sieger PDF Drucken

THOMAS SCHMID - TAZ, 25.6.2001
Heute vor zehn Jahren brach in Jugoslawien der Krieg aus. Die Bilanz ist für alle Seiten katastrophal. Und eine echte Befriedung des Balkans steht nach wie vor erst am Anfang


Am Morgen des 25. Juni 1991 begann der Balkankrieg. Noch wissen wir nicht, ob er mittlerweile tatsächlich zu Ende ist. Noch ist nicht entschieden, ob Makedonien sich zu einem ausgehandelten Frieden durchringt oder ob in der südlichsten Ecke des ehemaligen Jugoslawien ein Bürgerkrieg entfesselt wird. Doch jetzt schon steht fest, dass der zehnjährige Krieg nur Verlierer und keine Sieger kennt - mal abgesehen von der organisierten Kriminalität und von Slowenien, wo nur wenige Tage gekämpft wurde und dessen Bruttoinlandsprodukt schon seit drei Jahren über dem Vorkriegsniveau liegt.

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