Wut in der Wüste |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 06.11.2010
Immer schon leben die Sahrauis in der Westsahara. Doch ihr Land ist
besetzt, und es geht ihnen schlecht. Jetzt kämpfen sie in einem
Zeltlager für ein besseres Leben
LAÂYOUNE. Die beste Aussicht hat man vom Dach einer Betonruine
aus, die da mitten in der Wüste steht, eine Hinterlassenschaft der
spanischen Armee, ein Relikt aus der Kolonialzeit. Es ist ein grandioses
Panorama. Wohin man den Blick auch wendet - ein Meer von Zelten, deren
weiße Dächer vor der brütenden Hitze Schutz bieten. Es sind Jaimas, die
traditionellen Zelte der Nomaden. Und was man ebenfalls erst von hier
oben sieht: Das riesige Lager ist umzingelt. Am Horizont stehen überall
Militärlaster und Jeeps. Sie bilden einen Kreis um das Camp, nur etwa
200 Meter hinter den äußersten Zelten. Rund 20000 Sahrauis - so nennen
sich die ursprünglichen Bewohner der Westsahara, eines Wüstenstrichs
zwischen Marokko und Mauretanien - haben sich hier in über 2000 Jaimas
niedergelassen, um für Wohnung und Arbeit zu demonstrieren. Es ist die
größte Protestbewegung seit 1975, seit der völkerrechtswidrigen Annexion
der früheren spanischen Kolonie durch Marokko.
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Zerfressene Seelen |
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Thomas Schmid, DIE ZEIT, 04.11.2004
Die Vereinten Nationen verlängern ihr Mandat in der Westsahara. Marokkanische Truppen halten das Wüstenland seit dreißig Jahren besetzt. Die Weltgemeinschaft spielt nach deren Regeln
Fadel Leili war 17 Jahre alt, als sie ihn abholten. Es war im März 1976. Im Januar hatten sie seine Schwester abgeführt, im Februar seine Mutter und seinen Vater verhaftet. Seine Eltern wohnten in Tan-Tan, im äußersten Süden Marokkos. Er selbst besuchte das Gymnasium in Kénitra unweit der Hauptstadt Rabat, über 800 Kilometer von zu Hause entfernt. Die ersten drei Tage auf dem Polizeikommissariat folterten sie mich, ohne mir überhaupt eine Frage zu stellen, berichtet er, nach weiteren zwei Tagen wurde ich in ein Gefängnis in Casablanca überstellt, wo ich dreieinhalb Monate lang im Dunkeln lebte, die Augenbinde wurde mir weder beim Essen noch auf der Toilette, noch bei der Folter abgenommen.
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