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Tod eines Auslandschweizers PDF Drucken

Thomas Schmid, WELTWOCHE, 06.12.2001*

Der Unternehmer Erich Brammertz wurde vor fünf  Jahren  in Peru erschossen aufgefunden. Die Polizei stellte Selbstmord fest. Doch nun läuft ein Mordprozess gegen seine Frau, die offenbar die Protektion von Polizei und Justiz geniesst.

Erich Brammertz war knapp 30 Jahre alt, als er mit seiner Familie nach Südamerika auswanderte. Für die Sulzer, bei der er als Maschineningenieur gearbeitet hatte, ging er 1963 nach Peru. Peter, sein Sohn, damals fünf, erinnert sich noch gut an die lange Schiffsreise: „Den interkontinentalen Massentourismus gab es noch nicht, Flüge waren teuer, also schifften wir uns in La Rochelle ein, fuhren über den Atlantik, durch den Panamakanal und kamen nach drei Wochen in Lima an.“ 1967 machte Erich Brammertz sich in Peru selbständig. „Am Anfang war es ein ‘Chrampf’“, sagt seine frühere Ehefrau Gerda, die heute im Solothurnischen lebt, „aber später lief das Geschäft ganz gut, vor allem die letzten vier Jahre vor unserer Scheidung.“ Die war im Januar 1993.

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Die Stunde des Comandante PDF Drucken
Thomas Schmid - Berliner Zeitung - 10.03.2001
Friedlich marschiert der maskierte Marcos mit den indianischen Führern der Zapatisten auf Mexiko-City

Neben den Arkaden stand ein Mann der Presse Rede und Antwort. Er war von weißer Hautfarbe und hob sich von den anderen ab. Er war schwarz gekleidet und trug einen Wollumhang, der ihn ziemlich korpulent erscheinen ließ. Wie alle andern auch verbarg er sein Gesicht mit einer schwarzen Wollmaske. Über seiner Brust kreuzten sich zwei Patronengurte, zudem trug er ein leichtes automatisches Gewehr. Am Gürtel steckte ein Funkgerät. Die Personen, die um ihn herumstanden, hörten, dass seine Leute ihn Kommandant oder Subkommandant nannten. Er war anders als alle andern.
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Franketienne PDF Drucken
Thomas Schmid - Berliner Zeitung - 06.05.2000
Der blutrote Garten Haitis berühmter Schriftsteller, Maler und Dramaturg lebt hinter einer hohen Mauer mitten in Port-au-Prince. Seine Romane und Gedichte erzählen vom Drama des Exils, von Träumen und Gewalt

Seine Nachbarn tuschelten, hielten ihn für verrückt, doch Franketienne baute eine sieben Meter hohe Mauer um sein Anwesen. Das war 1976. Damals herrschte Jean-Claude Duvalier alias "Baby Doc" über Haiti und hielt sein Volk mit 300 000 "Tontons Macoutes" in Schach, mit der Geheimpolizei, die sein Vater "Papa Doc", einer der bizarrsten und blutrünstigsten Diktatoren der lateinamerikanischen Geschichte, einst gegründet hatte. In seinem Roman "Die Stunde der Komödianten" hat Graham Greene den bald subtilen, bald brutalen Terror beschrieben, der damals in Haiti die Gesellschaft zersetzte und lähmte. Franketienne war ein notorischer Gegner der Diktatur. Hinter der hohen Mauer fühlte er sich sicherer.
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Coca-Cola für Mexiko PDF Drucken
Thomas Schmid - © DIE ZEIT 2000
Überraschungssieg für Vicente Fox: Der Unternehmer und Katholik hat dem Land eine moderne Zukunft versprochen

Vicente Fox redet viel und sagt wenig. Insofern ist er kein ungewöhnlicher Politiker. Doch andererseits hat er es wie keiner geschafft, was er zu sagen hat, auch knapp auszudrücken. Mit zwei Buchstaben kämpfte er um die Macht: "Ya!" - "Jetzt reicht's!" Zwei Buchstaben gegen 71 Jahre. So lange hatte die mexikanische Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) die Macht inne - in der modernen Weltgeschichte nur von der KPdSU übertroffen, die 74 Jahre schaffte. Nun hat der Vielredner mit der knappen Botschaft das Ende des Regimes besiegelt, das der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa einst für eine "perfekte Diktatur" gehalten hat. Am 1. Dezember wird Fox die Präsidentschaft Mexikos antreten. Es waren die ersten freien und weitgehend auch fairen Wahlen im größten spanischsprachigen Land der Welt.
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Bananenrepublik ohne Bananen PDF Drucken
Thomas Schmid - Berliner Zeitung - 21.11.1998
Honduras nach dem Hurrikan - zunächst geht es ums Überleben

Es gab eine Zeit, da war in Honduras ein Maulesel teurer als ein Parlamentsabgeordneter. Damals auch setzte irgendeine böse Zunge das Wort Bananenrepublik in die Welt. Der despektierliche Begriff steht für Staaten, in denen Politiker gekauft und Richter bestochen werden, in denen mit Geld alles zu regeln ist, kurzum für Staaten, die eigentlich gar keine sind. Jedenfalls sind sie nicht ernst zu nehmen. Man gibt sie der Lächerlichkeit preis. Was aber hat das mit der krummen Frucht aus den Tropen zu tun?
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Bauern auf verlorenem Land PDF Drucken
Thomas Schmid - Berliner Zeitung - 12.11.1998
Für die Menschen am nicaraguanischen Vulkan Casita folgt auf die Schrecken des Schlamms die Angst vor einer ungewissen Zukunft


POSOLTEGA, im November. Als Mitch, der verheerendste Hurrikan, den Mittelamerika in den letzten 200 Jahren kennengelernt hat, Nicaragua attackierte, schwoll der Kratersee des Vulkans Casita unter den hereinstürzenden Regenmaßen so stark an, daß eine Wand des Berges platzte. Eine Schlammlawine raste den Hang hinunter und begrub unter sich ein halbes Dutzend Dörfer. Die breite Spur, die sie hinterlassen hat, ist schon aus Leon, der 30 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt, zu erkennen. Der Schlamm ist inzwischen zumindest an der Oberfläche eingetrocknet. "Da, wo er Risse hat", sagt Williams, "da kannst du hintreten, da ist er am festesten." Der zwölfjährige Junge hat sich ungefragt als lokaler Führer angedient. Moncho, sein um zwei Jahre jüngerer Bruder, ist auch mitgekommen. "Willst du die Leichen sehen?" fragt er ziemlich unvermittelt und geht vorsichtig über den Schlamm. Auch da, wo er Risse zeigt, sinkt der Junge bisweilen bis weit über die Knöchel ein.
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Der Blick in die Welt, Thomas Schmid