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Das Bild der Mutter PDF Drucken

Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 13.11.2010



Ein jüdischer Junge überlebt den Krieg im Versteck. Mit acht erfährt er, dass seine Eltern tot sind. Mit 69 will er wissen, wer sie waren.


Die Schrift ist trotz der Patina, die dem Stein eine moosgrüne Farbe verleiht, gut lesbar. "Hier ruht in Gott mein theurer Gatte, unser geliebter Vater Sigmund Sternau, geb. den 2. März 1847, gest. den 30. Oktober 1895. Friede seiner Asche". Daneben das Grab von Meta Sternau, geborene Lövenstein, geboren 1861, gestorben 1899. Vor der letzten Ruhestätte des Ehepaars auf dem jüdischen Friedhof von Berlin-Weißensee, steht ein Mann, das Haupt bedeckt mit einer Kippa. Mit den Füßen scharrt er das Gestrüpp beiseite, vielleicht, um die Gefühle zu verbergen, die ihn überwältigen. Schließlich beugt er sich vor, um mit einem angefeuchteten Taschentuch den Vogeldreck vom Grabstein zu entfernen. "Laisse ça, c'est la nature", sagt die Frau neben ihm leise. "Lass das, es ist die Natur." Der Mann legt Kieselsteine auf die Grabsteine. Es ist das Zeichen dafür, dass die Gräber noch besucht werden, dass die Toten nicht vergessen sind.

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Wer erschoss Roque Dalton? PDF Drucken

Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 16.10.2010



Der bekannteste Schriftsteller El Salvadors wurde 1975 von der Guerilla hingerichtet. Sein Sohn fordert Aufklärung und die Entlassung eines der mutmaßlichen Mörder aus einem hohen Regierungsamt


Die Waffe der Kritik kann die Kritik der Waffen nicht ersetzen. So dozierte der deutsche Philosoph Karl Marx, und zu dieser Erkenntnis kam eines Tages auch Roque Dalton. Der größte Schriftsteller El Salvadors schrieb 18 Bände Gedichte und Prosa sowie einen einzigen Roman ("Armer kleiner Dichter, der ich war"), sein Leben aber beendete er als Guerillero. 1975, vier Tage vor seinem 40. Geburtstag, wurde er erschossen - von seinen eigenen Genossen.

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Schatten und Zweifel PDF Drucken

Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 31.07.2010

Vor 30 Jahren forderte ein Bombenanschlag im Bahnhof von Bologna 85 Tote. Wer ihn verübt hat, ist trotz rechtskräftiger Urteile höchst umstritten

Es ist Ferienzeit. Am Hauptbahnhof von Bologna, einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Italiens, herrscht reges Treiben, als am Samstag, dem 2. August 1980, morgens um 10.25 Uhr, ein im Wartesaal zweiter Klasse abgestellter Koffer explodiert. 23 Kilogramm Sprengstoff. Ein Flügel des Bahnhofsgebäudes stürzt über dem Ancona-Chiasso-Express auf Gleis 1 und einem Taxiparkplatz zusammen. 85 Tote und 200 Verletzte werden gezählt. Ärzte und Krankenschwestern eilen aus dem Urlaub zu Hilfe. Ein öffentlicher Bus wird für den Transport der Leichen eingesetzt. Staatspräsident Sandro Pertini fliegt umgehend im Hubschrauber an den Ort der Katastrophe und besucht die Verwundeten in den Krankenhäusern. 30 Jahre nach dem blutigsten Attentat der italienischen Nachkriegsgeschichte wird am Montag ganz Italien erneut der Toten gedenken.

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Gründonnerstag in Caracas PDF Drucken

Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 17.04.2010

Mit einer Revolte in Venezuela begann vor 200 Jahren der Kampf um ein freies Lateinamerika


Es war Gründonnerstag, der 19. April 1810, und der Gouverneur von Caracas, Feldmarschall Vicente de Amparan, hatte um sieben Uhr früh vor der Kathedrale den Stadtrat versammelt. Wie es die Sitte erforderte, wollte man gemeinsam der Heiligen Messe beiwohnen. Doch da kam ein Bote an und raunte dem Gouverneur zu, er werde im Rathaus erwartet, es sei dringend. Amparan schritt also über den großen Platz, auf dem schon außergewöhnlich viel Menschen aufgeregt diskutierten, zurück Richtung Rathaus.

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Die andere Invasion PDF Drucken

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Der Blick in die Welt, Thomas Schmid