Ein Pastor muckt auf |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 12.12.2009
Vor zwanzig Jahren gab Laszlo
Tökes das Startsignal zum Sturz der Diktatur in Rumänien. Weihnachten
wurden Nicolae und Elena Ceausescu hingerichtet.
Vier
Jahre lang hatte Mircea Dinescu geschwiegen, schweigen müssen. Der
einst als "rumänischer Majakowski" gefeierte Dichter war beim
"Conducator" (Führer), wie sich Rumäniens Staats- und Parteichef
Nicolae Ceausescu zu bezeichnen beliebte, in Ungnade gefallen. Dann
aber - am 22. Dezember 1989 - trat er vor die Kameras des staatlichen
Fernsehens: "Liebe Rumänen, ich bin gekommen, um euch mitzuteilen, dass
der Diktator gestürzt ist, um euch mitzuteilen, dass das Land frei ist,
um euch mitzuteilen, dass wir alle freie Menschen sind." Der Jubel in
Bukarest war unbeschreiblich.
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Der Wirt, der zum Märtyrer wurde |
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Innsbruck gedenkt des von Andreas Hofer geführten Tiroler Aufstands vor 200
Jahren
Thomas
Schmid, Berliner Zeitung, 19.09.2009
Die Tiroler
sind schön, heiter, ehrlich, brav und von unergründlicher
Geistesbeschränktheit", spottete Heinrich Heine 20 Jahre nach den
Ereignissen von 1809, "von der Politik wissen sie nichts, als dass sie
einen Kaiser haben, der einen weißen Rock und rote Hosen trägt; das hat ihnen
der alte Ohm erzählt, der es selbst in Innsbruck gehört von dem schwarzen
Sepperl, der in Wien gewesen." Ludwig Thoma hingegen war von den Tirolern
tief beeindruckt: "Ich habe 30.000 Bauern defilieren sehen. 30.000
deutsche Bauern, und jeder einzelne war mehr Germane als sämtliche deutsche
Oberlehrer zusammen (...) 30.000 kriegerische Germanenbauern; in Gletschereis
konservierte Goten." Der bayerische Dichter hatte 1909 die Feiern zum
hundertjährigen Jubiläum des von Andreas Hofer geführten Tiroler
Freiheitskampfs miterlebt. An diesem Sonntag, dem 20. September, werden nun 200
Jahre nach dem Aufstand des Bergvolkes 25.000 Mitglieder von Schützenkompanien,
Trachtenvereinen und Musikkapellen aus dem österreichischen Tirol, dem
italienischen Südtirol und auch dem italienischen Trentino, dem alten
Welschtirol, durch Innsbruck marschieren. Die Tiroler Hauptstadt erwartet zum
Spektakel an die 100.000 Besucher.
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Die versteinerte Revolution |
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Thomas Schmid, 31.12.2008
Vor 50 Jahren übernahm Castro die Macht auf Kuba: Sein Regime hat US-Embargo und Kollaps der Sowjetunion überlebt. Heute herrscht Tristesse
Als am 1. Januar 1959 der kubanische Diktator Fulgencio Batista ins Exil flüchtete und kurz danach die bärtigen Revolutionäre aus der Sierra Maestra in Havanna durch die Straßen zogen, ahnte niemand, dass Fidel Castro zehn US-Präsidenten die Stirn bieten würde. Ein halbes Jahrhundert lang blieb der Anführer der 82 Guerilleros, die im Dezember 1956 mit einem Motorboot an der Südküste der Insel gelandet waren und den bewaffneten Kampf gegen die Diktatur aufgenommen hatten, an der Macht. Erst im Februar dieses Jahres gab Fidel - seit 2006 schwer erkrankt - das Ruder an seinen Bruder Raúl ab.
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Das Herz des Befreiers |
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Thomas Schmid - DIE ZEIT Nr.27 vom 28.06.2007, S.80
Tausende von Straßen und Schulen sind nach ihm benannt, Städte und Provinzen tragen seinen Namen und sogar ein Land. Seine Büste ziert die Amtsstuben, seine Statue Plätze und Parks. Simón Bolívar ist in Lateinamerika so bekannt wie in Europa Napoleon. In seinem Heimatstaat Venezuela scheint »El Libertador«, der Befreier Südamerikas, gar omnipräsent, seit Präsident Hugo Chávez die bolivarische Revolution ausgerufen hat. Es gibt in Caracas eine Bolivarische Universität und bolivarische Komitees, und Bolivars Pferd ziert das Staatswappen der Bolivarischen Republik Venezuela, die sich eine »bolivarische Verfassung« gegeben hat.
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Grosse Macht, ganz klein |
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Thomas Schmid - mare No. 57 - August/Sept. 2006 Der Fischerort Amalfi südlich von Neapel schwang sich im Mittelalter zu einer Handelsmacht auf. Eine Geschichte über Päpste, Papier und das Malteserkreuz
Steile Klippen stürzen ins tiefblaue Meer. Nur da, wo sich Flüsse durch die Felsen zur Küste gefressen haben, sind kleine Buchten entstanden, in denen verwegene Menschen Siedlungen gründeten: Cetara, Maiori, Minori, Conca dei Marini, Positano und vor allem Amalfi.
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Das Eiland am Ende der Welt |
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Thomas Schmid - DIE ZEIT 12.04.2006 Nr.16 Die vorkoloniale Geschichte der Osterinsel gilt als Lehrbeispiel für ökologische Selbstzerstörung – sogar Hollywood hat sich des Themas bemächtigt. Die eigentliche Tragödie der faszinierenden Insel im Pazifik begann jedoch erst mit Anbruch des 19. Jahrhunderts
Stünden da nicht diese rätselhaften Kolosse mit ihren langen Nasen, wäre uns das Eiland vielleicht so unbekannt wie irgendeines auf der Rückseite unseres Globus. Aber eben dort, in den unendlichen Weiten des Pazifiks, auf einem kleinen Flecken Erde, 163 Quadratkilometer groß, gibt es diese faszinierenden Statuen aus Vulkanstein, fast 900 an der Zahl, stumme Zeugen einer untergegangenen Kultur. Die Osterinsel – oder Rapa Nui, wie die Ureinwohner sowohl ihr Land als auch sich selbst bezeichnen – ist der einsamste bewohnte Ort der Erde, am weitesten entfernt von jeder andern menschlichen Siedlung. Die nächsten Nachbarn leben 2200 Kilometer weiter westlich auf den Pitcairn-Inseln; zum nächsten Festland, zur Küste Chiles im Osten, sind es gar 3700 Kilometer.
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