MOULAY HICHAM - Der Rufer |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 06.08.2013
Moulay Hicham lebt in den USA, er ist
Wissenschaftler, Unternehmer, Menschenrechtler - und der Cousin des
marokkanischen Königs. Der redet
allerdings nicht mehr mit ihm.
Weil Moulay Hicham nicht aufhört, seinen Traum von einem modernen,
demokratischen Marokko zu verkünden
PARIS. Aufgewachsen ist Moulay Hicham in einer
Diktatur. Da gab es den Herrscher, die Speichellecker und die
Masse, die kuschte. Wer aufmuckte, wurde weggesperrt. Es war eine
Welt, in der Untertanen vor korrupten Amtsträgern buckelten, eine
Welt von Bittstellern und Beamten. Moulay Hicham aber sehnte sich
nach Verhältnissen, in denen sich Menschen erhobenen Hauptes als mündige
Bürger begegnen. So geht ihm das Herz auf, als er nach langer
Abwesenheit nach Marokko, in seine Heimat, zurückkehrt.
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BENEDICT HENTSCH - Zwischen Himmel und Erde |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 18.06.2013
Bénédict Hentsch entstammt einer berühmten Genfer
Bankierdynastie. In siebter Generation verwaltet er Vermögen.
Nun steht der Bankenplatz Schweiz unter Beschuss. Aber Hentsch ist nicht nur Bankier, er ist auch Bauherr.
GENF. Als
Napoleon Bonaparte wieder einmal in Geldnöten war, traf er sich 1803
in Genf mit Henri Hentsch. Der frühere Seidenhändler, Sohn eines
preußischen Hauslehrers, hatte sieben Jahre zuvor in der Rhonestadt
eine Bank eröffnet. Napoleon hatte gerade den Piemont seinem Reich
einverleibt. Und nun musste er die dortige Besatzungstruppe bezahlen.
"Ich bin nicht so verrückt, Ihnen das Geld zu leihen, Sire", sagte
der Bankier dem acht Jahre jüngeren Besucher, der schon im Folgejahr
in der Pariser Kathedrale Notre Dame sich selbst zum Kaiser krönen
sollte, "aber wenn Sie diesen verrückten Mann finden, will ich gerne
Zahlmeister Ihrer Truppe sein." Napoleon fand einen Bankier oder einen
Unternehmer, der ihm Geld lieh, und Hentsch verwaltete es und
schickte jede Woche einen Karren mit dem Sold über den Großen
Sankt Bernhard hinunter in den Piemont.
"Mein Ururururgroßvater
hat damals die Vermögensverwaltung erfunden", sagt Bénédict
Hentsch, der die Geschichte über seinen illustren
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PANTELIS PANTELOURIS - Der Grieche |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 25.05.2012
Kein anderer Berufsdiplomat hat so lange in Deutschland seinen
Dienst versehen wie Pantelis Pantelouris.
Als Leiter des Pressebüros der Botschaft war
er zuletzt vor allem damit beschäftigt, die
Wirtschaftskrise in seiner Heimat zu erklären. Nun trifft sie
ihn selbst.
HAMBURG. Am 26. März setzte sich Pantelis Pantelouris an den Computer
und schrieb einen Brief. "In der für mein Land schwierigsten
Phase seiner jüngeren Geschichte wollte ich eigentlich nicht
'desertieren'", teilt er seinen lieben Kolleginnen, Kollegen und
Freunden mit, aber er müsse "den Anweisungen aus Brüssel folgen
und zur Verschlankung des griechischen öffentlichen Dienstes
beitragen". Er werde zu denen gehören, die Berlin verlassen, aber die
Stadt immer in ihrem Herzen tragen. Das mag sich pathetisch
anhören. Doch es ist keine Floskel. Berlin war Pantelouris' erster
Zufluchtsort, als in seiner Heimat die Militärdiktatur herrschte, die
Oppositionelle in Lager sperren und foltern ließ. Tausende wurden damals
ermordet.
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AHMED BEN BELLA - Vom Gefängnis an die Macht ins Gefängnis |
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Thomas Schmid, 13.04.2012
Ahmed Ben Bella, der erste Präsident des unabhängigen Algerien,
ist im Alter von 95 Jahren gestorben.
Auf dem Höhepunkt seiner Macht war er
Staatspräsident, Parteichef, Innen- und Außenminister gleichzeitig.
Doch Ahmed Ben Bella, der 1962 erster Präsident des unabhängigen
Algerien wurde, konnte sich nur drei Jahre halten. 1965 putschte sein
Verteidigungsminister. Es folgten Jahre im Gefängnis, das Exil und
schließlich die Rückkehr in die Heimat als alter Mann. Und wenn
Algerien nun am kommenden 5. Juli den 50. Jahrestag seiner
Unabhängigkeit begeht, wird er nicht mehr mitfeiern. Er ist am Mittwoch
im Alter von 95 Jahren in Algier gestorben.
In der Luft
entführt
Geboren als Sohn marokkanischer Bauern, die nach Algerien
emigriert waren, trat Ben Bella 1937 in d
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BARKA WARDIKO AL-MAHDI - Der Wüstenkrieger |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 24.10.2011
Barka Wardiko al-Mahdi ist
Militärchef der Tubu, einer Volksgruppe im Süden Libyens. In seinem Leben
spiegeln sich vier Jahrzehnte Gaddafi-Herrschaft, deren Ende gestern in ganz
Libyen gefeiert wurde.
TRIPOLIS. Barka Wardiko al-Mahdi erinnert sich noch gut an
den Tag, als in seinem Dorf bekannt wurde, König Idris sei von einem jungen
Offizier namens Muammar Gaddafi gestürzt worden. Das war 1969, und Barka damals
14 Jahre alt, lebte in Tajarhi, einer Oase im äußersten Süden Libyens.
Fernsehen und Rundfunk gab es im Dorf nicht, einmal im Monat vielleicht fuhr
ein Auto vor. In Tajarhi, das mitten in der Sahara liegt, endet die Straße,
eine Wüstenpiste führt weiter nach Niger. Barkas Eltern waren Halbnomaden. Sie
besaßen Schafe, Ziegen und vor allem Kamele. Lesen und schreiben hatten sie nie
gelernt.
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JOVAN DIVJAK - Der Retter von Sarajevo |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 20.07.2011
Der Serbe Jovan Divjak war Vizechef der bosnischen Armee und organisierte die Verteidigung der belagerten Hauptstadt. Nun sitzt er in Österreich fest - wegen eines serbischen Haftbefehls
WIEN. Täglich
streunt er durch die Stadt, flaniert entlang der Donau oder durch die
weitläufige Parkanlage hinter dem Schloss Schönbrunn. Manchmal unternimmt er
auch Ausflüge in den Wienerwald oder geht zum Heurigen in ein nah gelegenes
Dorf. Jovan Divjak hat nichts zu tun. Er wartet. Seit über vier Monaten schon.
Er wartet auf eine Entscheidung der österreichischen Justiz, ob er nach Serbien
oder Bosnien ausgeliefert wird. Oder ob er seinen Pass zurückerhält und das
Land wieder verlassen darf, in das er gar nicht einreisen wollte. Der ehemalige
Vizekommandant der bosnischen Armee war auf der Durchreise nach Bologna, wo er
vor Gymnasiasten einen Vortrag über die Kriegsverbrechen auf dem Balkan halten
sollte, als er am 3. März auf dem Flughafen Wien-Schwechat festgenommen wurde -
aufgrund eines Haftbefehls aus Serbien, das ihm Kriegsverbrechen zur Last legt.
Nach fünf Tagen kam er gegen eine Kaution in Höhe von 500000 Euro auf freien
Fuß, musste aber geloben, die Grenzen Österreichs nicht zu überschreiten.
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