Home .texte [auswahl] .analyse - debatte
Analyse - Debatte
Ein unnöglicher Zweifrontenkrieg PDF Drucken

Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 20.11.2015


Wieder zwei geköpfte Menschen. Der sogenannte Islamische Staat (IS) stellte ein Foto der blutverschmierten Leichen eines Norwegers und eines Chinesen ins Netz. Bilder, die weithin Entsetzen und Ekel hervorrufen, aber bei einigen frustrierten, ohnmächtigen Jugendlichen offenbar Allmachtsfantasien beflügeln. Wie keine Terrortruppe zuvor sucht der IS die Öffentlichkeit. Ganz anders hingegen der syrische Diktator Baschar al-Assad. Seine Opfer lässt er im Dunkeln.

Weiterlesen...
 
Das Tabu Schuldenschnitt PDF Drucken
Thomas Schmid, Frankfurter Rundschau, 10.08.2015


Die Gläubiger bescheinigen den Schuldnern gute Zusammenarbeit. Der deutsche Finanzminister aber meldet Skepsis an. Ob dies in der Sache begründet ist oder ob Schäuble weiterhin auf ein Scheitern und einen Grexit setzt, weiß wohl nur er selbst. In Brüssel wird man jedenfalls aufatmen, wenn das dritte Memorandum of Understanding über Kredite in Höhe von 86 Milliarden Euro in den nächsten zehn Tagen über die Bühne geht. Und auch in Athen. Bis zum 20. August muss Griechenland der Europäischen Zentralbank (EZB) 3,2 Milliarden Euro überweisen, die es zur Zeit nicht hat. Andernfalls muss eben eine Überbrückung gefunden werden. Doch auch wenn alles gut läuft, wenn Griechenland Geld erhält und im Gegenzug seine Hausaufgabe erledigt, um im paternalistischen Jargon der Gläubiger zu sprechen, ist ein Grexit keineswegs ausgeschlossen.

Weiterlesen...
 
Weitergestolpert PDF Drucken

Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 23.02.2015

Selten wohl war in einem europäischen Kabinett so viel wirtschaftswissenschaftliche Kompetenz versammelt. Ein halbes Dutzend Minister der griechischen Regierung sind Universitätsprofessoren und haben bis in allerjüngster Zeit noch an ökonomischen Fakultäten doziert. Aber Wissenschaft und Politik sind offenbar zwei Paar Schuhe. Ein guter Spieltheoretiker ist nicht unbedingt ein guter Spieler. Schon der alte Bismarck, der in seinen Reden gern antiintellektuelle Ressentiments bediente, hatte gespottet: "Die Politik ist keine Wissenschaft, wie viele der Herren Professoren sich einbilden, sondern eine Kunst."

Weiterlesen...
 
Moralische Verkommenheit PDF Drucken
Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 10.02.2015


Das schiere Ausmaß jagt jedem anständigen Steuerzahler einen Schauer über den Rücken. Es geht um Zehntausende von Kunden, die zig Milliarden von wie auch immer erworbenen Dollars in der Schweiz versteckten. Sie vertrauten ihre Millionen der in Genf angesiedelten Schweizer Tochtergesellschaft der Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC), der zweitgrößten Bank der Welt, mit Hauptsitz in London, an. Es handelt sich um Schurken wie auch um Leute, die bislang niemand zu diesen zählte. Da gesellen sich zu einem spanischen Rauschgifthändler und dem Cousin des syrischen Diktators ein Putin nahestehender Oligarch, die Tochter eines chinesischen Ex-Premiers und der berühmteste Koch Frankreichs.
Weiterlesen...
 
Eine Chance für Griechenland und für Europa PDF Drucken
Thomas Schmid, Frankfurter Rundschau, 27.01.2015


Viele Griechen heizen wieder mit Holz, stehen in den Küchen wohltätiger Vereine um einen Teller Suppe an und schicken ihren Nachwuchs in SOS-Kinderdörfer. Ärzte versorgen in Notkliniken mittellose Patienten, die aus jeder Krankenversicherung herausgefallen sind. In Griechenland, einem Staat der EU, einem Zimmer im Haus Europa, herrscht ein humanitärer Notstand, der hierzulande kaum wahrgenommen wird. Griechenland geht ins sechste Jahr der Krise. Nun zeigt sich ein Licht am Ende des Tunnels.  Nicht weil genug gespart wurde, sondern weil immer mehr Griechen die Sparpolitik satt haben. Die linke Syriza hat die Wahl klar gewonnen.



Der erst 40-jährige Wahlsieger Alexis Tsipras steht für eine neue, unverbrauchte Generation, die nicht mit dem alten Machtklüngel verbandelt ist. Er könnte in einem Land das seit dem Ende der Militärdiktatur abwechselnd und am Schluss gemeinsam von zwei Parteien, der konservativen Nea Dimokratia und der sozialdemokratischen Pasok, regiert wurde, einen Wechsel der politischen Elite einleiten - und damit einen Abschied von einem Machtsystem, das auf Vetternwirtschaft und Korruption beruhte und jede Modernisierung des Staatsapparates blockierte. Tsipras ist auf dem besten Weg, diese Chance leichtfertig zu verspielen. Dass er ausgerechnet eine Koalition mit den Rechtspopulisten von ANEL eingeht, deren Führer Panos Kammenos, ein xenophober Demagoge erster Güte, schon der Neo Dimokratia als Vizeminister gedient hat, ist ein schlechtes Omen. Man kann nur hoffen, dass Syriza diese Koalition aufkündigt, bevor sie an ihr zerbricht.

Weiterlesen...
 
Starren auf Kobane PDF Drucken
Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 27.10.2014


Seit einem Monat schon sehen wir am Fernsehen täglich die Rauchsäulen über den unscharf konturierten Gebäuden von Kobane. Wie die an der Grenze gerade eingetroffenen Flüchtlinge, die ausländischen Journalisten, die kurdischen Bauern und die türkischen Soldaten schauen auch wir hinüber nach Syrien, auf die nur einen Kilometer entfernte, heiß umkämpfte Stadt. Wird sie an die Kopfabschneider des Islamischen Staates (IS) fallen? Werden die Kurden sie zurückerobern?

Weiterlesen...
 
Die Gefahr beschleunigter Erosion PDF Drucken
Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 29.09.2014



Ist die US-Intervention in Syrien ein Bruch des Völkerrechts? War sie angesichts des Terrors des "Islamischen Staats" aus humanitären Gründen geboten? Die Fragen an sich verweisen schon auf einen zivilisatorischen Fortschritt. Denn es ist noch keine hundert Jahre her, da war es bloß eine Frage der politischen Opportunität, ob ein Staat einen andern militärisch angriff oder nicht. Das "ius ad bellum" (Recht zum Krieg) gehörte zu den selbstverständlichen Attributen eines souveränen Staates. Erst 1928, noch unter dem Eindruck von über zehn Millionen Toten des Ersten Weltkrieges, wurde im Briand-Kellogg-Pakt der Angriffskrieg international geächtet. Nach weiteren 55 Millionen Toten im Zweiten Weltkrieg schrieben die Gründerstaaten der Vereinten Nationen 1945 in die UN-Charta, dass "bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen" eine militärische Intervention erlaubt ist, wenn sie der UN-Sicherheitsrat autorisiert.

Weiterlesen...
 
<< Start < Zurück 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Weiter > Ende >>

JPAGE_CURRENT_OF_TOTAL

copyright © 2008 | - Journalist | website designed by: kalle staymann

Der Blick in die Welt, Thomas Schmid