Türkische Flickschusterei |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 11.09.2010
Nie in ihrer 87-jährigen Geschichte war die Türkei so
demokratisch wie heute - dank Recep Tayyip Erdogan. Der
Ministerpräsident und Vorsitzende der AKP, einer islamisch grundierten
Partei, hat reihenweise Tabus gebrochen: Er sprach im Parlament von
Massakern des Staates an Kurden; die Vertreibung der Christen aus der
Türkei nannte er ein faschistisches Verbrechen, und jüngst blockierte er
die Beförderung von elf Generälen wegen ihrer mutmaßlichen Verwicklung
in putschistische Pläne.
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Mittelmacht Türkei |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 30.06.2010
Als erstes Land mit mehrheitlich islamischer Bevölkerung hat
die Türkei 1949 den jungen Staat Israel anerkannt. Nun hat sie ihren
Luftraum für israelische Militärflugzeuge gesperrt. Ihren Botschafter
hat sie aus Tel Aviv abgezogen. Und es fallen hässliche Worte. Geht eine
langährige wunderbare Freundschaft zu Ende? Seit dem militärischen
Überfall auf ein Hilfsschiff für Gaza, bei dem neun Türken erschossen
wurden, sind die Beziehungen zwischen den beiden Staaten äußerst
gespannt.
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Die Türken als Helfer |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 15.05.2010
Noch weiß niemand, ob die 110 Milliarden Euro aus dem Westen
Griechenland aus der Misere führen. Nachhaltige Hilfe aber könnte nun
von Osten her kommen, ausgerechnet vom sogenannten Erzfeind Türkei.
Gestern ist Premier Recep Tayyip Erdogan mit zehn Ministern und hundert
Unternehmern in Athen gelandet. Er verkündete eine neue Ära in den
türkisch-griechischen Beziehungen. Große Worte. Aber diesem Besuch
könnte tatsächlich historische Bedeutung zukommen.
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Ungarn fordert Europa heraus |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 12.04.2010
In Ungarn bahnt sich eine Entwicklung an, die Europa noch
beschäftigen wird. Mit Jobbik zieht in Budapest zum ersten Mal eine
offen antisemitische und rassistische Partei ins Parlament ein. Schuld
daran ist maßgeblich auch derjenige, der das Land in den nächsten Jahren
wohl regieren wird: Viktor Orban, Chef des nationalkonservativen
Fidesz. Mit kalkulierten Tabubrüchen hat er den Rechtsextremisten den
Weg geebnet. Er sprach öffentlich vom "ausländischen Kapital" als Gefahr
für Heimat und Familie, die Regierung nannte er "fremdherzig": codierte
Begriffe, die verbreitete antisemitische Ressentiments bedienen.
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Gebt die Drogen frei! |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 18.03.2010
Vor seinem Feldzug gegen Saddam Hussein berief George W. Bush
eine Pressekonferenz ein. Er werde 50 000 irakische Soldaten töten und
einen holländischen Zahnarzt, tönte er. "Weshalb denn auch einen
Holländer?", wollte ein Journalist wissen. "Damit alle Welt über den
Einmarsch redet", antwortete der Präsident. Der recht schlichte Witz
verweist auf die Logik medialer Wahrnehmung: Erst mussten am Wochenende
zwei amerikanische Bürger, Angestellte des US-Konsulats der
mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juarez, sterben, bis die Welt wieder vom
grausamen Krieg südlich des Río Grande sprach.
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In Männerbünden |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 11.02.2010
Mutproben sind Initiationsriten - vornehmlich einer männlichen Welt. Wer sie besteht, gehört dazu. Kleine Pfadfinder laufen barfuß über Brennnesseln, um in der Gruppe mitmachen zu dürfen. Halbwüchsige rauben andern Halbwüchsigen Handys, Turnschuhe oder Bomberjacken, um in die Straßengang aufgenommen zu werden. Und mancher Student bezahlte früher seine Vereinsschärpe mit einem Schmiss im Gesicht. Auch das Komasaufen gehört in diese Kategorie. Das alles ist manchmal gesundheitsgefährdend, manchmal strafwürdig, aber immer reichlich pubertär.
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Alles zum größeren Ruhme Gottes |
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